Cannabis-Krise: So gefährlich ist der Corona-Lockdown für den internationalen Schwarzmarkt
Lange hat die Corona Pandemie das gesellschaftliche Leben fest im Griff und stimmte weltweit einen neuen Rhythmus an. Neben den katastrophalen humanitären und wirtschaftlichen Folgen fielen auch so manch alltägliche Routinen dem Lockdown zum Opfer. Doch geschlossene Grenzen schränken seit dem Beginn der Pandemie noch weit mehr als bloß die persönliche Reisefreiheit ein. Denn gerade der globale Waren Im- und Export sichert die lückenlose Grundversorgung von Lebensmitteln und Luxusgütern. Zu Letzterem könnte man nun durchaus Cannabis zählen, so findet doch auch das Gras in so manchem hiesigem Longpaper den Weg gut getarnt im Bananencontainer rund um den Globus. Zurzeit sind internationale Grenzen immer noch dicht, die Nachfrage steigt weiter. Die Betroffenen stehen irgendwo zwischen Hamsterkäufen und Lieferengpässen. Wird Gras nun durch Corona teurer?
Cannabis ist die beliebteste illegale Droge Europas
Eigentlich zählen Wachstumsschwierigkeiten eher nicht zu den bekannten Problemen des internationalen Drogenhandels. Erst Ende 2019 veröffentlichte die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht die aktuellen Zahlen zum boomenden Schwarzmarkt, welcher den Beteiligten zuletzt Umsätze in Rekordhöhen attestierte. Alleine Cannabis machte hierbei mit einem Straßenverkaufs-Volumen von knapp 12 Milliarden Euro den Löwenanteil des Geschäfts aus und ist so mit Abstand die beliebteste illegale Droge der Europäer.
Auch in Deutschland greifen mehr als 7 Prozent der frommen Bürger gelegentlich mal zur grünen Brille. Somit ist auch hierzulande, trotz lautstarken Einwänden konservativer Regierungsmitglieder, ein nicht zu verachtender Teil der Bevölkerung auf die fast ausschließlich illegale Beschaffung von Gras angewiesen. Da diese häufig nicht nach geregelten Geschäftszeiten und mit gesichertem Warenbestand operieren, wurden auch hierzulande schnell Stimmen laut welche die Sorge vor einem gemeinschaftlichen Corona Hausarrest ohne Cannabis-Vorräte prophezeiten.
Cannabis-Hamsterkäufe durch Corona
Auch in den benachbarten Niederlanden wurden die plötzlichen Corona Lockdown-Bestimmungen der Regierung so manchem Cannabis-Konsumenten zum Verhängnis. Den Meisten blieben bloß wenige Stunden, um sich auf vorerst unbestimmte Zeit mit genügend Weed einzudecken. Die Folge waren schier unendliche Schlangen vor den Coffeeshops und ein unmittelbar nach der Schließung wieder florierender Schwarzmarkt.
Die schlagartig massiv gesteigerte Nachfrage resultierte an so manchen Orten in Engpässen und kurzfristigen Preisanstiegen für Cannabis & Co. Jedoch blieb das inneneuropäische Weed-Versorgungsnetzwerk auch über den Corona-Lockdown hinweg vorerst stabil.
Schwarzmarkt Graspreis in den USA auf Rekordhoch
Ganz anders sieht es da für den interkontinentalen Drogenhandel aus. Südamerikanische Kartelle beklagen die durch Corona erschwerten Beschaffungsbedingungen für benötigte Chemikalien aus China. Und auch die Container-Handelsrouten für den Cannabis-Export mussten von ihnen stark zurückgefahren werden. Das führt zwar zu radikalen Preissteigerungen von Schwarzmarkt-Weed in den Staaten, die Europäische Gras-Versorgung basiert mittlerweile allerdings zum Großteil auf geheimen Hightech-Indoor-Farmen direkt vor Ort und hat dementsprechend weniger unter den Grenzschließungen gelitten.
Zoll gefährdet die Hasch-Versorgung
Hasch hingegen wird jedoch auch nach Europa zum Großteil aus den nordafrikanischen Hauptanbaugebieten der Welt exportiert. Der Libanon und Marokko zählen zu den Global-Playern auf dem Hasch-Markt und versorgen das europäische Festland normalerweise nonstop mit hunderten Tonnen Haschisch über die Straße von Gibraltar nach Spanien.
Doch der Corona-Lockdown gefährdet diese Versorgungswege auch aktuell noch immens. Hierbei sind es allerdings nicht etwa, die weiterhin geschlossenen europäischen Außengrenzen, die den Hasch-Schmugglern die Arbeit erschweren. Diese werden von ihnen üblicherweise sowieso auf dem inoffiziellen Seeweg via Speedboat überbrückt. Jedoch sind durch die Corona Bestimmungen nicht nur der Tourismusverkehr sondern auch der allgemeine inländische Verkehr fast vollständig zum Erliegen gekommen. Das dichte Gewühle auf den Straßen zur Rushhour bietet für die Schmuggler normalerweise den idealen Schutz zum Transport der gut getarnten Haschisch-Platten. Über die leeren Autobahnen freut sich daher nicht nur die Umwelt, sondern auch der Zoll. Denn die haben zurzeit leichtes Spiel auf der Suche nach dem braunen Gold, was sich in fast wöchentlichen Rekordmengen bei Beschlagnahmungen widerspiegelt.
Dieser Import-Einbruch macht sich bereits aktuell auch in Deutschland bemerkbar. Ein radikaler Anstieg der Schwarzmarktpreise wie bei den Amerikanern blieb zwar bis dato aus. Jedoch lassen die aktuell wieder leicht steigenden Corona-Zahlen nicht zwingend auf eine baldige Rückkehr zur Normalität deuten und könnten somit für Hasch-Liebhaber magere Zeiten einläuten.
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