Positionspapier der Suchtprävention: Forderungen für eine sichere Legalisierung
Am 23.02. stellten vier Sucht-Fachgesellschaften in einer Pressemitteilung ein Positionspapier vor, welches sich an die Bundesregierung richtet. Schon seit Ende letzten Jahres wurde im Koalitionsvertrag festgehalten, dass eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene in Fachgeschäften erfolgen soll. Deshalb werden auch die Stimmen der Suchtmediziner lauter. Man ist besorgt, befürwortet in weiten Teilen die Legalisierung nicht und malt teils dramatische Bilder der Folgen. Nun wurden die Forderungen konkretisiert.
Gesamtes Spektrum der Suchprävention vertreten
Dass es den Fachleuten mit ihrer Forderung ernst ist, zeigt allein ihr geschlossenes Auftreten. Das gesamte Spektrum der Suchtprävention, -therapie, -beratung, -selbsthilfe und -forschung wird von ihnen vertreten. Ihr Positionspapier richtet sich an die Entscheidungsträger:innen der Bundesregierung. Dabei spricht diese klare Worte, die manch einem sicher in den Ohren schmerzen. Die Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie, die Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin, die Deutsche Gesellschaft für Suchtpsychologie und die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen halten strukturelle Maßnahmen beim staatlich regulierten Verkauf für unumgänglich. Der Grund hierfür sei, dass Cannabis die Hirnreifung bei Jugendlichen negativ beeinflussen kann.
Eine Quelle für diese Aussage wurde nicht angeführt. Prof. Dr. Falk Kiefer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG Sucht) führt hierzu an: „Für Jugendliche und junge Erwachsene bestehen besondere Risiken durch den Cannabiskonsum. Daher haben Jugendschutz und Vorbeugung im Positionspapier oberste Priorität“. Auch plädieren die Fachleute dafür, “…Lebensmittel, aromatisierte Rauchmischungen und andere gefährliche Zubereitungen mit hohem THC-Gehalt zu verbieten.” Wie das Wort “gefährlich” einzuordnen ist, wurde weder erklärt, noch wurde diese “Tatsache” belegt.
Ziel sei ein verantwortungsvoller Umgang mit Cannabis
Auch zum Verkauf haben die Gesellschaften klare Vorstellungen, wie Prof. Dr. Norbert Scherbaum, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) mit den Worten: „Der Verkauf muss staatlich klar geregelt sein und darf den Cannabiskonsum nicht fördern“, erläutert. Konkret stellt man sich klare Werbeverbote und die Festlegung einer maximalen Abgabemenge vor. In den Shops soll, wie auch im Eckpunktepapier des BvCW festgehalten, Aufklärung über die Risiken des Cannabiskonsums und gegebenenfalls auch ein Verweis auf Hilfsangebote bei problematischem Konsum stattfinden. Des Weiteren sollen die Steuereinnahmen sinnvoll in den Gesundheitssektor investiert werden. „Wir erwarten von der Politik, die zusätzlichen Mittel für verbesserte Prävention, Früherkennung, Frühintervention, Beratung, Begleitung, Behandlung und Selbsthilfe einzusetzen“, betont Dr. Gallus Bischof, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Suchtpsychologie (dgsps).
Außerdem sei eine Begleitforschung, sowie ein Ausbau des Drogen- und Gesundheitsmonitorings wünschenswert, heißt es in dem Positionspapier. Prof. Dr. Ulrich W. Preuß, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS) konkretisiert das Anliegen: „Wir wollen, dass wissenschaftlich und begleitend untersucht wird, ob und wie sich der Umgang mit Cannabis in der Gesellschaft verändert. So müssen Änderungen im Konsum und beim Ausmaß der Konsumfolgen genau beobachtet werden, um auch in der Suchtprävention und Behandlung frühzeitig passend reagieren zu können“. Auch eine Expertengruppe soll eingerichtet werden, die der Bundesregierung beratend zur Seite stehen soll.