Karl Lauterbach geriet bei Markus Lanz ins Kreuzverhör, verteidigte die Cannabis-Legalisierung aber trotzdem souverän.
Markus Lanz, wie gewohnt weder gewillt noch in der Lage seinen Gästen gleichberechtigt mit Respekt und Anstand zu begegnen, fällt dem Gesundheitsminister am Dienstagabend derart oft ins Wort, dass man sich fragt, was dieser Moderator in einem öffentlich-rechtlichen Format zu suchen hat.
Unmut über seine tendenziöse Diskussionskultur macht sich immer wieder breit. 2014 unterzeichneten sogar über 130.000 Nutzer die Online-Petition „Raus mit Markus Lanz aus meiner Rundfunkgebühr“. Die Initiatorin der Aktion nannte ihn damals einen „Moderator, der nicht fähig ist ohne Entgleisungen zu moderieren, den Offenheit und der Umgang mit abweichenden Meinungen offenbar überfordern, der Fragen stellt und die Antworten nicht hören will und der seine eigene Meinung stets über die seiner Gäste stellt“.
Diesem Statement macht der ZDF-Mann alle Ehre. Obwohl auch der Staatsbesuch in China und die Energiekrise in den Krankenhäusern Themen der Sendung sind, verbeißt sich Lanz in der Diskussion um die Legalisierung. Dabei gebe es ihm zufolge ja eigentlich viel Wichtiges zu diskutieren. Nur die Ampel rede bloß übers Kiffen. Vielleicht hat sich der Moderator genau deswegen auch so schlecht auf das Thema vorbereitet, weil er es eben für nicht so wichtig hält. Er fragt: „Wenn ich mich vor eine Schule stelle, kann dann auch ich verkaufen?“ Karl Lauterbach kontert: „Niemand darf da verkaufen, es lohnt sich, das Gesetz genau zu lesen.“
Drogenkriminalität soll eingedämmt werden
Aber Markus Lanz wäre nicht Markus Lanz, wenn er sich von so etwas beirren ließe. Wirft dem Gesundheitsminister lieber vor, ein neues Gesetz wider besseres Wissen zu verteidigen: „Ich habe das Gefühl, dass Sie hier etwas verkaufen müssen. Nichts in Ihnen kann daran glauben. Sie sitzen jetzt hier und reden Drogen das Wort.“ Er ist davon überzeugt „zu spüren“ wie Lauterbach angeblich gegen seine eigene innere Überzeugung argumentiere. Doch der bleibt gelassen und souverän. Es gehe um die um die Kontrolle des Schwarzmarktes, des Preises, des Anbaus, der Qualität, der Verkaufsstellen und insgesamt des Konsums.
Der ZDF-Moderator findet jedoch in aller Ernsthaftigkeit, dass die „gesellschaftliche Ächtung“ doch als Prävention ganz gut funktioniere. An anderer Stelle ist er dann lieber nicht ganz so ernst. Mit ihren Vorhaben wolle die Regierung immerhin die „EU vernebeln“, spricht von „Kiffen für alle“.
Für Legalisierungsbefürworter und Freunde einer respektvollen Debattenkultur, ist die Sendung leider nichts. Fast möchte man dem aufgebrachten Markus Lanz nahelegen, sich ein bisschen zu entspannen. Er könnte womöglich selbst profitieren von der Legalisierung, wenn er einfach mal gepflegt einen durchziehen würde.
Collage aus Bildern: „Prof. Dr. Karl Lauterbach“ © Olaf Kosinsky (kosinsky.eu) und „Markus Lanz“ © Superbass
Lizenz: CC BY-SA 3.0 / CC-BY-SA-4.0 via Wikimedia Commons: Bild 1 / Bild 2