Als ein Unkraut mit hohem Leistungspotenzial hatte Cannabis in der Hippie-Kultur der späten 60er seinen erneuten globalen Durchbruch. Seither geht mit der Pflanze immer ein nachhaltiger und naturverbundener Ethos einher. Doch dabei ist die durchschnittliche Öko-Bilanz im kommerziellen Marihuana-Anbau alles andere als grün. Pro Quadratmeter wird hier nämlich etwa achtmal so viel Energie verbraucht wie die selbe Fläche in einem Industriegebäude in Anspruch nimmt. Durch immer leistungsintensivere Lampenanlagen und synthetische Dünger wird vom Samen bis zur Ernte schon lange nichts mehr dem Zufall überlassen. Denn die neuaufgekeimte Cannabis-Industrie in den USA soll bis 2021 noch über 20 Milliarden Dollar Gewinn verbuchen. Dennoch befindet sie sich auf Grund von mangelnder Forschung und gesetzlicher Regulierungen in einer schwierigen Situation.
Nachhaltigkeit im Cannabisanbau
Allerdings ist diese Problematik nicht darauf zurück zu führen, dass durch die Legalisierungswelle in den USA haufenweise Anfänger in das Anbau-Business eingestiegen sind. Jahrzehnte lang wurde ein Großteil dieser Farmen bereits betrieben, allerdings immer versteckt hinter verschlossenen Gardinen, um den Gesetzeshütern nicht auf die Schliche zu gehen. Jedoch steigen seit der Legalisierung die Konsumenten-seitigen Ansprüche der Abnahmemenge, aber vor allem auch der Qualität exorbitant. Und um diesen gerecht zu werden streben auch immer mehr Cannabis-Farmen nachhaltige Anbau-Konzepte an und verwenden organische Dünge- und Schädlingsbekämpfungs-Methoden, statt auf industrielle Chemiekeulen zu setzten.
Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser
Nichtsdestotrotz hat auch die biologische Landwirtschaft ihre Tücken und diese lauern in der Kontrolle. Für den Cannabis-Anbau liegen diese in den USA bei einem verschwindet geringen Prozentsatz. Amerikanische Marihuana-Produzenten testen nämlich nur weit weniger als 0,01 Prozent ihrer Pflanzen auf Wirkstärke und Keimwachstum. Nur wenige Einrichtungen entscheiden sich freiwillig für umfangreichere Tests, die sie als unnötige finanzielle Ausgabe betrachten. Durch nur unzureichende gesetzliche Regulierungen wird dieses Verhalten weiterhin befeuert. So können Produktionsstätte und Labor auf ein und den selben Besitzer zurückführen, was jegliche Relevanz der Testergebnisse nichtig macht.
Uralt Rechts-Wirrwarr
Dieses rechtliche Debakel beruht auf einem verstaubten Gesetz der 70’er Jahre, in dem Cannabis noch bis heute als eine „Schedule I Drug“ klassifiziert wird und somit zu den nicht als Arzneimittel zugelassenen Substanzen zählt, wie mitunter Heroin und MDMA. Eben genau diese Rechtslage macht es für Universitäten und Forschungsinstitute so kompliziert, die Genehmigung für umfangreiche Test mit Cannabis zu erhalten. Und lässt Produzenten und Konsumenten lieber in einer wissenschaftlichen Grauzone agieren.
Deutscher Bio-Hanf
Auch wenn der bei uns in Deutschland vergleichbare Nutzhanfanbau zur Gewinnung von Hanf-Fasern und –Samen noch eher eine Nischenkultur pflegt, ist er in Punkto Nachhaltigkeit dem gigantischen US-Markt um Einiges voraus. Von den ca. 1600 Hektar Nutzhanf der hierzulande kultiviert wird, werden mehr als die Hälfte ökologisch bewirtschaftet. Bei Weizen sind das gerade einmal knappe 2% der Felder. Das hat mitunter den Grund, dass Hanfprodukte die dem Körper zugeführt oder als Nahrung aufgenommen werden durch die Bio-Güteklasse eine besondere Wertigkeit beim Verbraucher bekommen. Zudem eignet sich die anspruchslose Cannabis-Pflanze aufgrund ihrer robusten Beschaffenheit ideal zum ökologischen und Pestizidfreien Anbau. Sollte die globale Legalisierungswelle auch in den deutschsprachigen Rechtsraum überschwappen, wäre der Weg für einen richtungsweisenden, nachhaltigen Cannabisanbau zumindest schon geebnet. Und übrigens könnte Nutzhanf auch eine zusätzliche Pollenquelle für unsere Bienen darstellen.
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