Wahnsinnig hungrig werden, über jeden Schwachsinn lachen, von Kleinigkeiten unendlich fasziniert sein und das Sofa dem Club vorziehen: Cannabis kann ganz unterschiedliche Auswirkungen auf den Konsumenten haben, macht aber in der Regel vor allem – ziemlich entspannt. Dahinter steckt wie bei jeder Substanz auch: pure Chemie. Wie wirkt Cannabis bzw. das darin enthaltene THC in unserem Gehirn?
Cannabis vs. Gehirn: Wirkung noch nicht abschließend erforscht
Die Wissenschaft beschäftigt sich noch nicht allzu lange mit Cannabis – das ist der Grund, weshalb die Wirkung von Cannabis auf das Gehirn noch nicht ganz vollständig geklärt ist. Erst 1964 wurde Tetrahydrocannabinol (THC), das prominenteste in Cannabis wirkende Cannabinoid, in reiner Form isoliert. Und erst 1988 konnten Forscher dann feststellen, dass THC auf Cannabinoid-Rezeptoren im Körper wirkt. Ein Rezeptor ist ein Proteinkomplex, an den Stoffe wie THC sozusagen “andocken” können. Heißt: Cannabinoide sind dem menschlichen Körper nicht fremd. Im Gegenteil: Er produziert eigene Cannabinoide, zum Beispiel sogenannte Anandamide.
Die Wirkung von THC auf das Gehirn: Von THCA zu THC
Aber gehen wir das Ganze doch mal ganz langsam durch. In der Cannabis-Pflanze liegt THC hauptsächlich als Säure (THCA) vor – die ist nicht psychoaktiv, beeinflusst also das Bewusstsein erstmal nicht. Erst durch Erhitzung verwandelt sich THCA in THC. Eine Cannabis-Blüte auf das Butterbrot zu bröseln führt also zu gar nichts. Verbrannt und über die Atemwege aufgenommen gelangt das THC aber ziemlich direkt ins Blut. Es tritt sehr schnell ein Rauschzustand ein, der einige Stunden andauern kann. Deutlich länger dauert das bei oralem Konsum, zum Beispiel in Form von Space Cookies. Auch in die wird das Cannabis nicht einfach reingemischt; durch Erhitzen, zum Beispiel in Butter, löst man vor dem Backen das THC aus den Blüten. Nimmt man dann einen Cookie zu sich, muss das THC erst den Weg über das Verdauungssystem auf sich nehmen, bis es ins Blut und damit zum Gehirn gelangt – das dauert eben seine Zeit.
Die körpereigenen THC-Rezeptoren
Kommen wir wieder zu den eingangs erwähnten Rezeptoren, an die sich das THC bindet. Die kommen bei eigentlich allen Säugetieren vor. Normalerweise docken hier Endocannabinoide wie die Anandamide an. Die genaue Funktion dieser Anandamide ist ebenfalls eher schlecht erforscht, es wird aber angenommen, dass sie eine wichtige Rolle für das Gedächtnis, für die Schmerzverarbeitung und für die Wahrnehmung spielen. Raucht man nun einen Joint, passt das THC genau zu den Rezeptoren – wie ein Schlüssel in ein Schloss. Es löst daher ähnliche Reaktionen wie die Anandamide aus und führt zum Beispiel dazu, dass wir uns müde, hungrig oder tiefenentspannt fühlen.
Cannabis ist natürlicher als Alkohol
Die körpereigenen THC-Rezeptoren sind ein wesentliches Argument für Cannabis – und gegen Alkohol. Denn: Alkohol ist dem Körper absolut fremd. Es gibt keine Alkohol-Rezeptoren im Körper, im Gegenteil. Ethanol ist ein Nervengift und kann nicht nur das Gehirn, sondern auch die Leber und viele weitere Organe irreversibel schädigen. Stellt euch Cannabis wie einen Mitbewohner vor, der einen Schlüssel zur Wohnung hat – und Alkohol wie den Typen, der sich mit einem Brecheisen Zugang verschafft und alles verwüstet. 202 Alkoholtote pro Tag in Deutschland sprechen eine deutliche Sprache. Totgekifft hat sich aber noch niemand.
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