Cannabinoid-Hyperemesis-Syndrom – Symptome, Ursachen und Behandlung
Das Cannabinoid-Hyperemesis-Syndrom (CHS) kann als Folge eines langjährigen und in der Regel hochdosierten Cannabiskonsums auftreten und ist hauptsächlich durch zyklisches Erbrechen und Übelkeit gekennzeichnet.
Das CHS ist eine seltene, bisher noch wenig bekannte Erkrankung, die erstmals 2004 im Rahmen einer Studie im Süden Australiens beschrieben wurde. Hyperemesis ist griechisch und bedeutet „übermäßig starkes Erbrechen“. Insbesondere in den USA ist mit den zunehmenden staatlichen Legalisierungsmaßnahmen von Cannabis vermehrt die Diagnose gestellt worden, wobei der Grund hierfür sein könnte, dass Betroffene ihren Konsum nicht länger verschweigen.
Typische Symptome
Die Patienten sind in der Regel jünger als 50 Jahre und konsumieren seit langer Zeit und in hohen Mengen Cannabis. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. In der Vorphase, die insgesamt Monate bis Jahre andauern kann, kommt es zunächst zu leichtem Unwohlsein und Übelkeit beim Aufwachen. In der Hoffnung diese zu lindern, erhöhen einige Cannabiskonsumenten ihre Dosis. THC hat nämlich normalerweise einen antiemetischen Effekt, bekämpft also Übelkeit und Erbrechen. Paradoxerweise wirkt es beim CHS jedoch genau entgegengesetzt. Die hyperemetische Phase ist gekennzeichnet von starken Oberbauchschmerzen, anhaltender Übelkeit und wiederholtem Erbrechen bis zu fünfmal pro Stunde. Betroffene können Essen und Trinken nicht mehr bei sich behalten, wodurch es zu Gewichtsverlust und Dehydration kommen kann. Solche akuten Anfälle können mehrere Tage dauern, enden aber meist nach 24 bis 48 Stunden wieder.
Behandlung des Cannabinoid-Hyperemesis-Syndroms
Konventionelle Antiemetika (gegen Übelkeit) und Schmerzmittel erzielen meist keine Besserung der Symptome, Patienten berichten allerdings von einer vorrübergehenden Linderung durch heiße Bäder oder Duschen. Dies gilt als charakteristisch für das CHS, die Wirkmechanismen sind aber nicht geklärt. Der einzige Weg, die Krankheit komplett loszuwerden, ist es, ganz mit dem Konsum von Cannabis aufzuhören.
Mögliche Ursachen
Der Schweizer Diplommediziner Thomas von Hösslin führt in einem Fallbericht einige mögliche Ursachen für das CHS auf: Cannabis enthält neben dem Wirkstoff THC mindestens 65 weitere Cannabinoide, welche ihre Wirkung auf den Organismus über die Cannabinoidrezeptoren entfalten. Zwei unterschiedliche Rezeptoren wurden mittlerweile identifiziert. Einer davon ist der CB1-Rezeptor, welcher an unterschiedlichen Stellen im Gehirn und Magen-Darm-Trakt gefunden wurde. Über den CB1-Rezeptor schränkt THC die Beweglichkeit des Magen-Darm-Traktes ein. Dies kann Übelkeit hervorrufen, wird jedoch normalerweise durch die gleichzeitige Wirkung auf die CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem wieder aufgehoben. Es besteht die Vermutung, dass bei empfindlichen Konsumenten die Magen und Darm betreffende Wirkung überwiegt und so Übelkeit ausgelöst wird.
Ein anderer Erklärungsversuch vermutet bei betroffenen Patienten eine Mutation bei der Verstoffwechselung in der Leber. In der Folge kommt es beim Abbau der Wirkstoffe zu einer Ansammlung von bestimmten Zellstoffwechselzwischenprodukten, die zum Brechreiz führen können. Weitere Experten vermuten, dass sich das stark fettliebende THC in Fettzellen im Körper ablagert und dort bei chronischem Konsum Vergiftungserscheinungen auslösen kann. Eine endgültige Erklärung wurde zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht gefunden.
Super interessant zulesen… Ich konsumiere seit Mai 2017 fast durchgängig (Juni bis August 18 nur an Wochenenden) erste Jahr 0,9-1,5gr am Tag. Zur Zeit nur noch so etwa 0,4-0,7gr und habe die oben Beschriebene Übelkeit morgen’s sehr ausgeprägt für 3-10 Minuten aber dies auch nur in unregelmäßigen Abständen. Meist reicht ein Apfel zum Frühstück um die Übelkeit zulindern bzw verschwinden zulassen.
Interessanter Artikel.
Ich bin jetzt wieder im Spital. Schon mehrmals. Und dieser artikel trifft zu 95% ein.
Nur das ich mich etwa 30 mal am tag übergebe und die schmerzen leicht anfangen und sich dann immer erhöhen. Sollte ich in erwägung ziehen das es tatsächlich das sein könnte, und mit meinem konsum stoppen?
Lesenswerrter artikel
Hi…Daniel. Mir geht’s genau wie dir…ich bin gerade überglücklich das zu lesen, einfach zu wissen das der Sch….jetzt einen Namen hat. Seit 20 Jahren kämpfe ich damit. Etliche KH Aufenthalte mit Magen/Darmspiegelung. Einlieferung über Notaufnahme und ratlose Ärzte.sind das Ergebnis….ich würde mich freuen, wenn Du Dich melden würdest um sich evtl mal auszutauschen….tomknoxxss@web.de….gute Besserung wünsch ich Dir…
Es liegt wahrscheinlich an der Genetischen Zucht der Pflanzen, mit den Jahren steigerte sich der THC gehalt drastisch. Wir rauchen mittlerweile Sorten, die bis über 30% THC je nach Genetik enthalten können. Der CBD gehalt wurde jedoch immer missachtet, oder bewusst herausgezüchtet. Bei einem Gesunden THC und CBD Anteil in einer Cannabis Pflanze, sieht die Sache wahrscheinlich anders aus 🙂 CBD Öl ist wohl eine Option!
Hey zusammen,
ich würde euch auch gerne von meiner Geschichte erzählen. Ich leide seit ca. 3 Jahren an CHS und rauche seit ca. 6 Jahren regelmäßig Gras.
Am Anfang wollte ich die Krankheit natürlich nicht wahrhaben, aber als ich dann die Diagnose gestellt bekommen habe, musste ich mich leider damit abfinden. Die Ärzte sagten nur „Ja, einfach keinen Cannabis mehr konsumieren, gut ist“… Dass das leichter gesagt als getan ist, weiß glaube ich jeder Kiffer! Ich hörte also auf Gras zu konsumieren für ca. 3 Monate und alle meine Symptome sind verschwunden.
Allerdings wollte ich nicht, dass ich Marihuana mein Leben lang ausschließen muss und so fing ich an zu testen. Ich rauchte also nach 3 Monaten wieder einen Joint – alles gut, nichts passierte. Und so tastete ich mich dann ran.
Mein Fazit: Nach jetzt ca. 2 Jahren habe ich herausgefunden, dass man sehr wohl kiffen kann mit CHS. Hält man den Konsum sehr gering (z.B. nur am Wochenende) so treten tatsächlich gar keine Symptome mehr auf. Für mich allerdings ist es sehr schwer nur unregelmäßig zu kiffen, also beobachtete ich weiter. Ich kann sogar Wochen lang jeden Tag kiffen ABER, und das ist verdammt wichtig!!, du musst sehr genau auf deinen Körper achten! Sobald auch nur leichte Symptome widerkehren, wie z.B. Morgenübelkeit, Appetitlosigkeit, Oberbauchschmerzen SOFORT aufhören und eine Pause machen (mindestens 2 Wochen lang).
Wir CHS Erkrankten müssen unseren Rezeptoren einfach eine Pause gönnen, um zu regenerieren. Dabei ist es allerdings wirklich wichtig das durchzuziehen, ansonsten wird wieder ein „Anfall“ kommen, wie ich es gerne nenne. Auch ich habe es seitdem einmal wieder gehabt, weil ich dachte „ach einer geht schon noch“ aber nein, leider nicht.
Also ihr könnt weiterhin rauchen, nur eben kontrolliert! Was mir ebenfalls aufgefallen ist, ist dass man Alkohol vermeiden sollte, wenn man merkt dass die Symptome wieder auftauchen oder man erst seit kurzem eine Pause deshalb macht.. Das kann ebenfalls zu einem Anfall führen, selbst wenn man nicht mal konsumiert hat an diesem Tag. Ich stelle mir das immer wie ein Glas vor, welches man bis zum Anschlag füllen kann, aber dann läuft es irgendwann über. Unsere Aufgabe ist es, das Glas nicht zum überlaufen zu bringen und durch die Pausen leert sich das Glas wieder, dass man danach die Möglichkeit hat es wieder etwas zu füllen.
Das alles ist meine persönliche Erfahrung und ich garantiere für nichts, aber ich hätte am Anfang meiner Diagnose gerne gewusst, wie und ob es weitergeht. Deshalb dachte ich, dass ich meine Erfahrung mal mit euch teile 🙂
Also Kopf hoch Leute – wir können vielleicht nicht mehr 365 Tage im Jahr Joints rauchen, aber unmöglich ist es ganz sicher nicht. Es ist alles eine Frage der Balance.
Peace und Grüße
A.
Ich habe bei mir nach ein paar Jahren Leidenszeit CHS vor kurzem selber diagnostiziert und werde jetzt von meinem Hausarzt unterstützt (Schlafmittel für ein paar Tage). Zuvor mehrfach bei Ärzten, nie diagnostiziert, diverse Magenmittel, Schmerzmittel usw. bekommen- nichts half, Darmspiegelung ohne Befund. Das Biest beim Namen zu nennen war einerseits eine Riesenerleichterung, aber auch ein Schock, weil Kiffen halt (leider?) schon ein Teil meines Lebens ist, auf den ich schwer verzichten kann.
Ich kiffe seit über 20 Jahren, bis vor etwa 5 Jahren problemlos, viel (täglich > 2), aber ziemlich ‚kontrolliert‘. Dann kamen anfangs nur sporadische Morgenübelkeit, die rasch wieder verschwand, wurde aber schlimmer. Trat dann plötzlich mitten am Tag auf, ganze Nächte durchgek**zt, kaum mehr wegzukriegen, auch nicht durch noch so magenschonendes Essen (Zwieback, Kartoffeln, Griess, Haferflocken, Tee bis zum Abwinken etc,). In einer dieser Nächte wild gegoogelt und darauf gestossen, es fiel mir wie Schuppen von den Augen, morgens um 4 Uhr ein Bad eingelassen und es half augenblicklich, aber nicht nachhaltig.
Habe darauf zuerst mal auf die Hälfte reduziert und seit ein paar Tagen auf CBD umgestiegen (THC <1%). Gibt es da Erfahrungswerte, ob das helfen kann? Ich werde das auf alle Fälle jetzt versuchen, da es mir plausibel erscheint, dass Gras zu einseitig auf maximal viel THC gezüchtet wurde und so 'aus der Balance' geriet. Ein CBD-Experte hat auch gemeint, das 'normale' Gras würde nach CBD-Konsum nicht mehr so wirken, da die Rezeptoren dann schon belegt seien – oder ist das Voodoo? Werde das jetzt auf alle Fällen durchziehen, zumindest als Selbstexperiment. Wenn's nicht hilft, bleibt wohl nur noch der totale THC-Entzug für mindestens eine Woche.
Liebe Grüsse
Pascal