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Die Cannabis-Verschwörung: Geheime Unterdrückung oder bloß haltlose Theorien?

Die Cannabis-Verschwörung: Geheime Unterdrückung oder bloß haltlose Theorien?
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Cannabis ist seit Urzeiten eine der bedeutendsten Nutz- und Heilpflanzen unseres Planeten. Hanf-Fasern welche von Forschern in einer Georgischen Höhle gefunden wurden belegen: die erste Verwendung durch den Menschen liegt bereits über 30.000 Jahre zurück. Selbst in Thüringen bewiesen Cannabis-Funde den Nutzen in Europa seit 5500 Jahren. Seitdem hat die Pflanze maßgeblichen Einfluss an dem kulturellen und wirtschaftlichen Aufstieg unserer Gesellschaft. Doch das 20. Jahrhundert leitet eine Wende im Umgang mit der uralten Nutzpflanze ein und beispiellose Ächtungskampagnen machen aus dem Wunder- ein Teufelskraut. Was ist dran an den steilen Thesen, die fast ein Jahrhundert zur globalen Verbannung einer, dem Anschein nach, harmlosen Pflanze geführt haben? 

Die Cannabis Wirtschafts-Verschwörung

In dem 1985 veröffentlichten Buch „The Emperor wears no clothes“ belegt der amerikanische Autor Jack Herer die weltweit bedeutende Stellung des Hanfes als Rohstofflieferant, auch in Bezug auf die junge Geschichte der vereinigten Staaten. Denn nicht nur die Gutenbergbibel, sondern auch die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung wurden auf Hanfpapier gedruckt. Bis in die 1880er-Jahre besitzt diese Papierart einen Marktanteil von bis zu 90 Prozent gegenüber dem Papier aus Holz. Dann besiegelt eine Verleumdungskampagne den Untergang des wichtigen Rohstoffes. Herer stellt die Theorie auf, das Hanfverbot käme aufgrund einer Verschwörung zweier großer Konzerne zustande.

Strafsteuern und Industrieller Konkurrenzkampf

Denn obwohl der Handel von berauschendem Cannabis („Indischer Hanf“ mit hohem THC-Gehalt) schon seit 1925 auf internationaler Ebene verboten ist, wird durch Lobbyarbeit fieberhaft versucht, auch den davon nicht betroffenen, traditionell in den USA angebauten Nutzhanf (THC-armer Hanf, der zur Fasergewinnung dient) zu verbieten.

Das gelingt 1937 indirekt mit einer Art Strafsteuer (The Marihuana Tax Act) auf alle Hanfprodukte, da sich der Anbau von Hanf fortan wirtschaftlich nicht mehr lohnt. 

Jack Herer untermauert seine Theorie mit Veröffentlichungen in landwirtschaftlichen Fachzeitschriften von 1938. In den Berichten wird eine neu entwickelte Erntemaschine vorgestellt. Mittels eines innovativen Verfahrens kann die Hanffaser und die Hanfzellulose mit bedeutend weniger Arbeits- und Energieaufwand gewonnen und nutzbar gemacht werden. Hanf wird hier als der Rohstofflieferant schlechthin dargestellt. 

Die größte Hetzkampagne der Geschichte 

Vor diesem Hintergrund mussten laut Herer besonders zwei Wirtschaftsmogule um Ihre Existenz fürchten: William R: Hearst, damals quasi ein Big-Player der Boulevardpresse, welcher zuvor in etliche Waldflächen zur Papiergewinnung investiert hatte und der DuPont-Konzern, Patent-Inhaber von Nylonfasern. In Folge dessen finanzierten und organisierten sie gemeinsam eine der größten medialen Hetzkampagnen unserer Zeit.  

Doch auch wenn die fast einhundertjährige Geschichte des Cannabis-Verbots vielen wie eine Verschwörung der Papier- und Alkoholindustrie erscheinen mag, ist die Beweislage insgesamt mehr als dürftig. Ob es wirklich eine geheime Absprache zwischen Industriemagnaten gegeben hat, um sich der Konkurrenz eines nachwachsenden Rohstoffs zu entledigen, ist durchaus anzuzweifeln. Die Akzente wurden immer aus politischen Beweggründen gesetzt und eine ökonomische Anti-Cannabis-Lobby hat sich selbst in den USA bis heute nie erfolgreich organisiert. Seit dem Erdöl-Boom im 20. Jahrhundert war Hanf als Rohstoff wirtschaftlich gesehen einfach nicht mehr wichtig genug.

Die Cannabis Rassismus-Verschwörung

Die rassistische Motivation des weltweiten Cannabis-Verbots unter dem Deckmantel der Drogenbekämpfung lässt sich heute, anders als die wirtschaftlichen Verschwörungstheorien, anhand zahlreicher historischer Quellen gut belegen. In seinem Buch „Die Geburt der Drogenpolitik aus dem Geist der Rassenhygiene“, schildert Autor Tilmann Holzer den Verlauf einer Verbotspolitik, die sich stark zur kulturellen Unterdrückung instrumentalisieren lässt. Demnach war das Opiumverbot im späten 19. Jahrhundert Zugriffsmöglichkeit auf chinesische Einwanderer, die Alkoholprohibition des frühen 20ten Jahrhunderts eine Reaktion auf Einwanderungen mittelloser Europäer und die darauffolgende Cannabisverfolgung wird bis heute besonders gegen Latinos und Afroamerikaner eingesetzt. 

Zwischen Machtinstrumenten und Drogenpolitik

Der Inhalt vieler Zeitungsartikel aus den 1930-40er Jahren gegen Hanf beweist den schrecklich rassistischen Charakter der Hetz-Kampagnen. Auch im autobiografischen Buch „the murderers“ eines amerikanischen Drogendezernat-Angestellten wird in verschiedenen Interviews offenbart, dass die Drogenpolitik immer nur als Machtinstrument zur Durchsetzung der Interessen der äußeren Rechten diente. Bezeichnend für diese These ist der immer noch hochaktuelle Cannabis-Rassismus in den Ländern mit unveränderter Illegalität der Pflanze. So ist die Wahrscheinlichkeit in Großbritannien als Schwarzer von der Polizei auf Weed-Besitz kontrolliert zu werden, noch immer achtmal höher als bei anderen Ethnien. 

1890 – Das erste Cannabisverbot der Geschichte

Doch diese rassistisch motivierte Verbotspolitik der einst glorifizierten Kulturpflanze reicht sogar noch weiter zurück als die Hetzkampagnen des 20 Jahrhunderts. Griechenland hatte Cannabis sogar schon 1890 verboten, also fast ein Vierteljahrhundert vor der ersten internationalen Ächtung im Rahmen der Genfer Opiumkonferenz. Als orthodoxe Griechen Anfang des 19. Jahrhunderts während des Unabhängigkeitskriegs aus dem Osmanischen Reich flüchteten, brachten sie auch ihre Tradition des Haschischkonsums mit ins gerade neu entstandene Griechenland. Doch aufgrund der direkten Bedrohung, die der Hanf für die Gesellschaft bedeutete wurde die verhasste, osmanische Tradition für illegal erklärt. Auch hier haben weder internationale noch wirtschaftliche Interessen, sondern ein politisch-kulturell motivierter Nationalismus die entscheidende Rolle gespielt.

Die Cannabis Drogen-Verschwörung

Die Pharma- und Arzneimittelindustrie gerät immer wieder in den Fokus kruder Verschwörungstheorien. Doch sie zählen eigentlich, bei genauer Betrachtung der Sachlage, mit zu den größten Verlierern einer fast hundertjährigen Cannabis-Prohibition. Denn neben zahlreichen industriellen Vorteilen liefert Hanf die potentielle Basis für etliche Medikamente und feiert nicht zuletzt wegen seiner immensen Heilkräfte und der geringen Nebenwirkungen unlängst ein erstaunliches Comeback in der Schulmedizin. Im Fokus stehen dabei zwei in der Pflanze vorkommende Stoffe und eine bahnbrechende Entdeckung im menschlichen Körper. Cannabinoide könnten sich somit in den nächsten Jahren zu einer echten Geheimwaffe der Medizin entwickeln.

Cannabis-Rezeptoren in unserem Körper

Die Möglichkeiten, die sich aus den Wirkstoffgruppen THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) ergeben, erscheinen nahezu unbegrenzt. Und der Grund dafür liegt nicht in der Pflanze selbst, sondern in unseren Zellen. Wissenschaftler haben im Menschen das sogenannte „Endocannabinoid-System“ entdeckt. Das heißt: Unser Körper ist nicht nur in der Lage, Cannabinoide selbst herzustellen, diese Stoffgruppe ist auch für unsere Körperfunktionen elementar, da beinahe jede Zelle im Körper einen von zwei Rezeptoren besitzt, an die Cannabinoide andocken können. Mittlerweile weiß man, dass Cannabinoide für viele Prozesse im Körper eine wichtige Rolle spielen. Docken bestimmte Cannabinoide z.B. an einen CB1-Rezeptor an, werden Prozesse gestartet, die Schmerzen lindern können.

„Grob zusammengefasst, ist das körpereigene Endocannabinoid-System ein Ruhe-, Entspannungs- und Regenerationssystem des Körpers“, erklärt Professor Sven Gottschling, Chefarzt am Zentrum für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie am Universitätsklinikum des Saarlandes.

Warum es keine Cannabis-Überdosis gibt

Ein einmaliger Vorteil der Cannabis-Wirkstoffe: Ihre Rezeptoren sind nicht in jenen Teilen des Gehirns zu finden, die für unser Überleben entscheidend sind: in den Steuerbereichen für Atmung und das Herz-Kreislauf-System. Laut Professor Gottschling kann es so „Auch bei extremen Überdosierungen (…) deshalb nicht zu Todesfällen kommen.“ Das ist vermutlich auch der Grund dafür, dass bisher kein Todesfall durch die Einnahme von Cannabis-Präparaten bekannt ist. Ebenso sind kaum Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bekannt, die durch die Einnahme von Cannabinoiden ausgelöst werden.

Und um das einmal klar zu verdeutlichen: Durch den ärztlich gesteuerten Einsatz von im Labor isolierten Cannabinoiden kann man weder „high“ noch süchtig werden. Sogar das Führen eines Fahrzeugs ist erlaubt. Somit stützten sich auch heute noch sämtliche Anti-Drogen Kampagnen in Bezug auf den Cannabis-Konsum lediglich auf ein veraltetes Bild einer „verkommenen“ Hippie-Jugend, welches mit ihrer liberalen Einstellung eine Gefahr für das traditionell, konservative System darstellen würden. Es bleibt weiterhin abzuwarten und zu hoffen, dass die politische Stunde geschlagen hat und auch hierzulande bald ein gesunder Umgang mit Cannabis geschaffen wird. Zumindest theoretisch wäre das durch einen Mehrheitsentscheid von SPD, FDP, die Linke und den Grünen bereits möglich.

Titelbild © NLshop – stock.adobe.com

Kommentar(2)

  1. Hat man dann nicht ein Gewohnheitsrecht? Hat eigentlich jemand mal untersucht wie die gesundheitlichen Folgen durch die plötzliche Abstinenz aussehen, wenn der Mensch das seit 30000 Jahren benutzt hat? Ich denke viele Krankheiten sind durch das Verbot erst entstanden.

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