Muskelkater, Sportverletzungen, Versagensängste, schlechter Schlaf – diese Faktoren können deinen sportlichen Fortschritt negativ beeinflussen. Im Amateursport ist das ärgerlich, aber nicht weiter schlimm; im Profisport sieht das schon anders aus. Eine Sportverletzung, die mehrere Monate ausheilen muss, kann eine Saison und im schlimmsten Fall die Karriere kosten. Durch Muskelkater und schlechten Schlaf ist man weniger leistungsfähig, was den Anschluss an die Mitbewerber kosten kann und Versagensängste lähmend wirken lassen. Um diesen Faktoren vorzubeugen haben einige Profisportler Cannabis für sich entdeckt.
Kiffen im Profisport? Das mag für einige eine Überraschung sein, wird die Pflanze doch häufig mit Dummheit oder Faulheit gleichgesetzt. Doch wie bei allen Stereotypen ist das eine zu einseitige Betrachtung. Cannabispflanzen produzieren eine breite Palette an medizinischen Chemikalien, die u.a. schmerzlindernd, schlaffördernd, entzündungshemmend und angstlösend wirken. Dabei sei besonders das psychoaktive Cannabinoid THC und das nicht psychoaktive Cannabinoid CBD zu erwähnen. Da es besonders im Profisport häufig zu Muskelschäden, Entzündungen und Verletzungen kommt, befürworten viele Profisportler eine Legalisierung von Cannabis als Medizin. Was dahinter steckt, welche Profisportler kiffen und wie sich dieser Trend entwickeln wird, erläutern wir in diesem Artikel.
Kiffen im Profisport
Auf der von der World-Anti-Doping-Agency (WADA) veröffentlichten und jährlich überarbeiteten Verbotsliste werden Substanzen und Methoden aufgeführt, die leistungssteigernd wirken, die Gesundheit gefährden und dem Fair Play-Geist des Sports wiedersprechen. Aus diesen Gründen gelten sie als illegal. Dabei unterscheidet man zwischen Substanzen und Methoden, die jederzeit verboten sind, solche, die man im Wettkampf nicht konsumieren darf und Substanzen, für die nur in einigen Sportarten ein Verbot gilt. Seit 1999 werden Cannabinoide unter den Substanzen gelistet, die im Wettkampf nicht zulässig sind. Einzig CBD ist hiervon seit Anfang 2018 ausgenommen.
Da THC bei regelmäßigem Konsum tage- bis wochenlang im Urin nachweisbar ist, sind Profisportler gezwungen, ihren Cannabiskonsum entsprechend lange vor dem Wettkampf einzustellen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kifft am besten gar nicht. Aber woher diese Aversion gegen Kiffen im Profisport? Eine aktuellen Studie, die den Einfluss von Cannabis auf die Gesundheit sowie die Leistungsfähigkeit von Sportlern untersuchte, kam zu dem Schluss, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass Cannabis leistungssteigernde oder gesundheitsschädliche Auswirkungen hat. Mit zunehmender Forschung wird das therapeutische Potential von Cannabis immer deutlicher. Bedingt durch solche Forschungsergebnisse, ändert sich in weiten Teilen der Gesellschaft die Einstellung zu Cannabis grundlegend. So fordern nicht nur immer mehr Profisportler eine Legalisierung von Cannabis als Medizin. Weltweit setzen sich namenhafte Promis für eine Cannabis-Legalisierung ein.
Diese Profisportler kiffen – und sind stolz darauf
Immer mehr Profisportler aus verschiedensten Disziplinen bekennen sich dazu Cannabis, vor oder nach Wettkämpfen, zu verwenden. Neben seiner schlaffördernden und angstlösenden Wirkung ist es vor allem als Mittel gegen Schmerzen beliebt. Laut der Football-Legende Martellus Bennett greifen fast 90% aller NFL-Spieler (National Football League) bei Schmerzen zu Cannabis. Kein Wunder, gilt American Football als brutale Kontaktsportart, die mit Kollisionen in der Stärke eines Autounfalls mit 40km/h einhergehen.
Auch in der NBA (National Basketball Association) ist der Konsum von Cannabis keine Seltenheit. Kenyon Martin, ehemaliger Spieler der New Jersey Nets, gab in einem Interview an, dass 85% aller NBA-Spieler während ihrer Karriere Marihuana rauchten. Dies bestätigte der ehemalige Basketball-Profi Matt Barnes. Im Ausdauersport sind der ehemalige Schwimmer Michael Phelps, der bisher erfolgreichste Olympionik, sowie der Ultramarathonläufer Avery Collins dafür bekannt, Cannabis in ihrer Freizeit zu konsumieren. Collins berichtet, dass ihn der Konsum von Cannabis dabei hilft, wieder zu seinen ursprünglichen Beweggründen fürs Laufen zu finden. Nämlich draußen zu sein und die Natur zu genießen.
Die NBA testest die Profi-Basketballspieler nicht mehr auf THC, das gab der Verband im Juni 2020 bekannt. Damit ist die NBA die erste Profiliga, die nicht mehr auf Cannabis testet. Die Spieler werden lediglich auf leistungssteigernde Drogen getestet, nicht mehr auf Freizeitdrogen, wozu Cannabis zählt. Außerdem wurden die Spieler letztes Jahr während der Zeit im Disneyland Florida – komplett abgeschirmt von der Außenwelt wegen der Corona Pandemie – mit THC-haltigen Produkten versorgt.
Profisport der Zukunft: Kiffende Sportler an der Tagesordnung?
Die Popularität von Cannabis im Profisport lässt sich vor allem damit erklären, dass es eine natürliche Alternative zu Schmerzmitteln auf Opioidbasis darstellt. Opioide, die ein hohes Suchtpotential bergen, sind im Westen, besonders in den USA, zu einem echten Problem geworden. Der Opioid-Missbrauch fordert jährlich tausende von Todesfällen. Viele Profisportler haben das hohe Suchtpotential von Opioiden am eigenen Leib erfahren oder wollen ihrem Körper nicht länger den vielen Nebenwirkungen dieser Medikamente aussetzen. Deswegen wünschen sie sich eine Legalisierung von Cannabis als Medizin. Wie in der Gesellschaft ändert sich auch in der Sportbranche langsam, aber stetig die Einstellung zu Cannabis. Dass die WADA CBD bereits aus der Liste der verbotenen Substanzen streichen ließ, lässt hoffen, dass eine Legalisierung von Cannabis im Profisport nicht mehr in all zu weiter Ferne liegt.
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