Blödgekifft – Schädigen wir unser Gehirn dauerhaft mit Cannabis?
Der Konsum von Cannabis kann viele Vorteile haben. Es hilft uns beim Einschlafen, lindert Schmerzen und Übelkeit, oder unterstützt beim Überwinden von Psychosen und Angstzuständen. Dass es unterschiedlichste Auswirkungen auf Emotionen und den Körper hat, wissen wir. Was wir noch nicht genau wussten, ist, wie sich das Kiffen auf unser Gehirn auswirkt. Wie oft wurde uns schon gesagt: „Du kiffst dich noch blöd“, oder „Kiffen macht dumm“. Aber stimmt das? Bleibt ein dauerhafter kognitiver Schaden, wenn man regelmäßig Cannabis konsumiert?
Nachgeforscht – Studienergebnisse bringen endlich die Wahrheit ans Licht
Ein Team aus Wissenschaftlern der Psychiatrieabteilung in Boston veröffentlichte bereits 2016 eine Studie. Das Hauptresultat war, dass sich das Lernverhalten und die Merkfähigkeit nach einer Entzugsphase von 30 Tagen deutlich verbesserten. Forscher aus dem selben Team haben nun eine neue Studie herausgebracht, die genauer darauf eingeht, ob unser Gehirn durch Cannabis wirklich nachhaltig schlechter arbeitet.
Wir haben für euch die wichtigsten Facts daraus zusammengetragen:
Wie lief die Studie ab?
88 junge Menschen, die regelmäßig kiffen, aus Boston und Umgebung (16 – 25 Jahre) wurden in zwei Gruppen unterteilt. Die eine Hälfte musste für 30 Tage ihren Konsum komplett einstellen. Die anderen durften weiterhin mindestens einmal pro Woche Marihuana konsumieren. Regelmäßige Urintests garantierten, dass sich alle Teilnehmer daran hielten. Um festzustellen, wie sich das auf die kognitive Leistung auswirkte, mussten die Probanden zahlreiche Leistungstests durchlaufen. Diese stellten vor allem die Aufmerksamkeit und die Gedächtnisfähigkeit auf die Probe.
Die Ergebnisse der Studie werden euch überraschen:
Fakt 1: Die Gedächtniskapazität wird durch Cannabis unterdrückt
Stellt euch das wie eine Telefonleitung vor. Es kommt ein Anruf, aber es ist besetzt. So besetzen Stoffe aus Cannabis im Gehirn die Stellen, die dafür zuständig sind, Neues aufzunehmen. Stimmt, denn jeder, der schon mal high war, weiß, dass man zwar über das gesamte Universum nachdenken, aber trotzdem meist keinen klaren Gedanken fassen kann. Und jeder von uns kennt den Klassiker: „Über was haben wir gerade geredet?“
Fakt 2: Wer aufhört, Cannabis zu konsumieren, kann sich Neues wieder schneller merken
Besonders das sogenannte „verbale Lernen“ funktioniert dann besser. Das heißt, etwas hören, verstehen, abspeichern und selbst wiedergeben klappt wieder ohne Probleme. Also: Ja, Cannabis kann die kognitive Leistung zeitweise einschränken. Zurück zum Telefonbeispiel: Wer auflegt, also seinen Kopf wieder freimacht, kann neue Anrufe / neue Informationen entgegen nehmen.
Fakt 3: Es kehrt die gesamte Merkfähigkeit des Gehirns zurück, wenn man den Konsum einstellt
Nein, es bleiben somit keine langfristigen Schäden. Es geht sogar ziemlich schnell, bis die volle Merk- und Leistungsfähigkeit wieder nutzbar ist.
Fakt 4: Die Aufmerksamkeitsspanne bleibt gleich
Wie lang man sich auf etwas konzentrieren kann, wird nicht beeinträchtigt. Bei der Studie wurde festgestellt, dass die Konsumenten und Abstinenzler die gleiche Aufmerksamkeitsspanne zeigten.
Was lernen wir aus dieser Studie?
Fakten und Zahlen sind schön, aber was können wir selbst aus diesen neuen Erkenntnissen für unser Leben mitnehmen? Ein wichtiger Tipp kommt von Neuropsychologe Randi Schuster, der selbst ein wichtiger Kopf der Studie war:
„Wir können mit Bestimmtheit sagen (…), dass der Cannabis-Verzicht jungen Menschen dabei hilft, zu lernen, während der anhaltende Konsum den Lernprozess stören kann.“
Für alle Studenten und Wissenshungrigen ist es also sinnvoll, besonders in lernreichen Prüfungsphasen den Konsum runterzuschrauben, oder für eine bestimmte Zeit ganz darauf zu verzichten. Manchmal braucht man eben auch von den schönsten Dingen im Leben eine Pause, um sich auf sein Ziel konzentrieren zu können. Und wenn man dann das Angestrebte erreicht hat, kann man umso mehr genießen, es sich wieder richtig gut gehen zu lassen.
Quelle?
Hallo Nicolas, hier der Link zur aktuellen Studie: https://www.massgeneral.org/News/pressrelease.aspx?id=2308