Sex auf Alkohol hatten die meisten von uns schon einmal. Betrunken aus dem Club zu stolpern und am nächsten Morgen in irgendeinem fremden Bett aufzuwachen gehört ja schließlich in den frühen Zwanzigern schon fast zum guten Ton. Aber Sex auf Gras? Klingt erstmal unspektakulär. Immerhin wirkt Cannabis bei den meisten Konsumenten eher dämpfend und nicht gerade luststeigernd. Nichtsdestotrotz hat eine groß angelegte US-amerikanische Studie kürzlich eine Korrelation zwischen Kiffen und Sex aufgezeigt. Der Urologe Michael Eisenberg von der Universität Stanford und sein Forscherteam untersuchten die Aussagen von 50.000 Männern und Frauen, die zuvor Angaben zu ihrem Cannabis-Konsum und der Häufigkeit ihres Geschlechtsverkehrs gemacht hatten. Das Ergebnis: Die Befragten, die angaben, täglich zu kiffen, hatten etwa 20 Prozent häufiger Sex als Nicht-Kiffer. Wichtig: Korrelation ist nicht gleich Kausalität. “Die Studie sagt nicht, dass man mehr Sex hat, wenn man Marihuana raucht”, so Eisenberg.
Unfruchtbarkeit und Orgasmusprobleme durchs Kiffen
Kiffer haben also öfter Sex als Abstinenzler. Warum das so ist, ist noch unklar. Und auf die Frage, ob der Sex durch Cannabis besser wird, erhält man vermutlich sehr subjektive Antworten. Allgemein scheint es beim Thema “Sex und Gras” sehr widersprüchliche Meinungen zu geben: Zum einen wird Marihuana-Konsum mit männlicher Unfruchtbarkeit in Verbindung gebracht, andererseits soll er die Aktivität der Spermien sogar erhöhen. Die Forschungslage hierzu ist durchwachsen. Als gesichert gilt jedoch die Information, dass das Kiffen bis zu einem gewissen Grad Einfluss auf die männliche Lust nehmen kann. Einer australischen Studie mit fast 9.000 Probanden zufolge haben Männer mit täglichem Cannabis-Konsum eine vierfach erhöhte Wahrscheinlichkeit, nicht zum Orgasmus zu kommen. “Alles in Maßen” sollte also auch hier das Motto sein.
Marihuana kann Frauen den Orgasmus sogar erleichtern
Ganz anders geht es weiblichen Konsumenten. Bei Frauen scheint es keinen Zusammenhang zwischen Cannabis-Konsum und Orgasmusproblemen zu geben. Eher im Gegenteil: Erfahrungsberichten einzelner Anwenderinnen zufolge können viele Frauen sich bekifft beim Sex so gut entspannen, dass ein Orgasmus problemlos möglich ist. Neu ist diese Erkenntnis nicht. Schon vor einigen Jahren kam “Foria” auf den Markt, ein mit THC versetztes Gleitgel. Es soll den weiblichen Orgasmus erleichtern und den Höhepunkt im besten Fall ganze 15 Minuten lang andauern lassen. Wissenschaftlich gesehen macht das Ganze durchaus Sinn: THC weitet die kleinen Blutgefäße, wodurch mehr Blut in die Geschlechtsorgane fließt und diese empfindlicher macht. Gleichzeitig kann Cannabis – in richtiger Dosierung – einen entspannenden Effekt erzielen. Das hilft vermutlich dabei, abzuschalten und vereinfacht so den Höhepunkt.
Mehr Emotionen, mehr Sensibilität
Interessant ist auch die Studie, die Forscher der New York University 2016 veröffentlichten: Sie interviewten 12 Männer und 12 Frauen ausführlich zu ihren sexuellen Erfahrungen unter Alkohol- und Marihuana-Einfluss. “Die Teilnehmer berichteten davon, dass sie den Sex auf Marihuana mehr ‚fühlen‘ konnten”, so der Studienleiter Dr. Palamar gegenüber Vice. “Sie empfanden eine emotionalere Verbindung zu ihrem Gegenüber und ihr Körper war sensibler. Deshalb haben sie den Sex auch richtig genossen.”
Wie’s wirkt? Ausprobieren!
THC löst bei AnwenderInnen unterschiedliche Reaktionen aus, außerdem ist immer auch die Dosierung entscheidend. Deshalb kann niemand mit Gewissheit voraussagen, ob du nach einem Joint den besten Sex deines Lebens haben oder doch eher beim Rammeln einschlafen wirst. Vielleicht ist es sowieso die beste Idee, das Ganze mal solo auszutesten: Tütchen bauen, aufs Bett legen und gucken, was das so mit deinen Genitalien anstellt.