Es sind nur ein paar zarte rosa Linien auf den Gehwegen des Görlitzer Parks in Berlin. Doch die sorgen gerade bundesweit für Aufruhr. Denn sie sollen Zonen für die Dealer, deren Existenz in dem Muli-Kulti-Handels-Mikrokosmos nicht mal der realitätsfremdeste, besorgte Bürger leugnen kann, kennzeichnen, um so die Konfrontation mit „regulären“ Parkbesuchern ohne Einkaufinteresse zu vermeiden. Doch die vom offiziellen Parkmanager angebrachten provisorischen Handelsgehege für Gras-Ticker sind nicht kommuniziert und abgesegnet worden. Und viel mehr drängt sich aber auch eine Frage wieder in das ihr längst angemessene Rampenlicht: Was soll eigentlich der ganze Zirkus um den grünen Dunst, kommt jetzt die längst überfällige Legalisierung?
Verbot führt nicht zu Verzicht
Erwartungsgemäß empört äußerte sich aus dem politischen Raum natürlich als Erstes – wer hätt’s gedacht – die CDU. Ihr Innenpolitiker Burkard Dregger scheint weiterhin an seiner fast schon Besorgnis erregenden, weil so abstrusen, These festzuhalten – dass es keine fest integrierte und mehr als deutlich offen geführte Dealer Szene im Görli gibt:
„Die Standflächen-Zuweisung für Drogendealer im Görli durch den Parkmanager ist eine Einladung zum Rechtsbruch und ein Verrat der Anwohner-Interessen des Grünen-Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg“, ließ er mitteilen und forderte strafrechtliche Folgen. Weil die Verbotspolitik ja bis dato auch so enorm wirkungsvoll und toll geklappt hat. -Ironie Ende –
Die Drogenbeauftragte des Bundes, Marlene Mortler, hat die Idee ebenso kritisiert. „Wenn das so stimmt, dann ist das eine Kapitulation des Rechtsstaates“, sagte die CSU-Politikerin und spricht sogar von einem „Freibrief zum Handel“. Und all der Aufruhr wegen ein paar rosa Linien am Boden, die eigentlich nur das endlich symbolbildlich aussprechen, was eh schon längst allen klar sein sollte: Verbot führt nicht zu Verzicht.
Weltweiter Wandel in der Cannabis-Politik
Denn auch wenn Cannabis weiterhin illegal ist, Fakt ist: Allein schon die offiziellen! Zahlen besagen, dass 1,4 Millionen Menschen im letzten Monat Cannabis konsumiert haben. Dazu kommt noch die riesige Dunkelziffer derer, die ihre Joints weiterhin heimlich wie ein Schwerverbrecher rauchen müssen, während man sich neben einen Spielplatz locker mit ’nem Bierchen hinhocken könnte…
Doch etliche Länder und selbst globale Staatsmächte ändern momentan ihre politische Rechtslage hinsichtlich der Entkriminalisierung privater Konsumenten. Nicht nur dass der verstaatlichte und kontrollierte Handel über Dispensories (Coffee-Shops) dazu führt, dass man Minderjährige durch Alterskontrollen am Eingang tatsächlich vom Einkauf ausschließen könnte und steuerliche Gewinne in Milliardenhöhe in die Kassen der Regierung spült. Als Konsument hat man einen enormen Zugewinn durch gesicherte Qualität des Grases und einem Einkauf, bei dem man tatsächlich mal ein wenig mehr über seine grüne Wiese erfahren kann, als nur „Is’ Haze – knallt.“
Und täglich kifft das Murmeltier – Die Dealer im Görli bleiben
Der Posten des Parkmanagers im Görlitzer Park wurde 2016 vom Bezirk geschaffen, um die Lage dort in den Griff zu bekommen. Seither hat es sich tatsächlich ein wenig gebessert. Klagen über aufdringliche Dealer haben nachgelassen. Doch wird der eigentliche Handel nie aufhören, solange weiterhin Nachfrage besteht und die ist auch hierzulande enorm.
Ein denkbares Szenario wären auf Vereinsbasis geführte Cannabis-Social-Clubs. Ein Modell welches in Spanien bereits erfolgreich seit einigen Jahren dazu führt, dass die Straßenverkäufe dort enorm zurück gegangen sind. Der traditionell grün geführte Bezirk hatte sich für einen Coffeeshop ausgesprochen, ein Fachgeschäft, in dem legal, kontrolliert Gras verkauft werden könnte. Dies führte bei der engstirnigen CDU jedoch zur Ablehnung. Bisher ist das Problem also weiterhin ungelöst. Was jedoch feststeht sind die Dealer im Görli, ob mit oder ohne rosa Linien.