Endlich ist es wieder so weit, der Sommer steht vor der Tür. Wer nun bei den ersten zarten Sonnen geküssten Abenden im Park gedanklich bereits in der nächsten Urlaubsplanung steckt, der sollte – sofern er auf sein liebstes Hobby nicht verzichten mag – allerdings schon bei der Auswahl des Reiseziels darauf achten, wie es in dem Land der Begierde um die Kifferei steht. Denn der Joint, der hierzulande bei minderer Menge oft nur mit einem kleinen Denkzettel geahndet wird, könnte euch in manchen Destinationen sogar das Leben kosten. Wie steht es denn um Cannabis in Frankreich?
Bong, Baguette & Bon vivre?
Unsere französischen Nachbarn gelten in der Regel eher als ein lebensbejahendes Volk mit gutem Essen, gutem Wein und der Gelassenheit eines Kreuzfahrtschiff-Kapitäns im Hafen von Monaco. Doch in punkto Cannabis trügt die fadenscheinige Idylle. Wer schon einmal dort war, mag eventuell gar nicht glauben, dass Frankreich eines der härtesten Cannabisgesetze Europas hat. Es ist unter den sechs verbleibenden EU-Länder, die den bloßen Konsum von Cannabis unter Strafe stellen. Und das nicht zu knapp! Wer also in Frankreich Gras rauchen will, muss aufpassen. Denn bereits das Rauchen eines Joints kann mit der gesetzlichen Höchststrafe von bis zu einem Jahr hinter Gittern und einer saftigen Geldstrafe geahndet werden. Das hindert, wie die Verbotspolitik im Allgemeinen, allerdings niemanden wirklich daran auch auf Cannabis in Frankreich zu verzichten. Im Gegenteil sogar, hat man nicht nur in Paris im pulsierend-lärmenden Zentrum, sondern auch in den zahlreichen, verschlafenen Kleinstädten eher das Gefühl, dass deutlich offener als bei uns konsumiert wird und der Joint allgegenwärtig zum guten Ton gehört.
Cannabis in Frankreich: 54 Tonnen jährlich in Sicherungsverwahrung
Die Statistik belegt was einem schon nach kurzer Zeit im Land der Froschschenkel-Kulinarik unweigerlich deutlich wird: Über 100.000 Festnahmen von Cannabiskonsumenten sowie 54 Tonnen sichergestellte Buds gehen jährlich auf das Konto der Gendarmerie. Doch mit dieser irrationalen Konsumentenverfolgung könnte auch hier bald Schluss sein. Der französische Gesundheitsminister Agnés Buzyn kündigte im Sommer 2018 eine Gesetzesprüfung an. Damit will Frankreich entsprechende Vorbereitungen treffen, um Marihuana zu legalisieren. Patrice Ribeiro, ein Sprecher der französischen Polizeigewerkschaft unterstützt die geplante Gesetzesänderung. “Es ist eine gute Idee, die sich an der Realität orientiert”, so Ribeiro. “Die meisten Polizisten, die jemanden beim Rauchen von Cannabis erwischen, sagen der Person, sie soll den Joint wegwerfen – aber verfolgen es nicht weiter.” Zu immens sei der zeitliche und wirtschaftliche Aufwand, welcher letzten Endes auch zu keinem positiven Ergebnis geführt hat.
Coffeeshops Light dank EU-Gesetzeslücke
Zuletzt machten Meldungen über zahlreiche „Coffeeshop“-Eröffnungen im restriktiven Frankreich die Runde. Dahinter stecken ein paar kleine Geschäfte, die CBD-Blüten und Kosmetika mit verschwindend niedrigem THC-Gehalt handeln. Ungefähr ein Dutzend von ihnen gibt es mittlerweile, etwa die Hälfte davon in Paris. Erst im vergangenen Jahr hatten die Ladenbesitzer entdeckt, dass die Europäische Union anders als Frankreich den Handel mit Hanfprodukten, die weniger als 0,2 Prozent THC enthalten, erlaubt. Eine wie von Präsident Macron angekündigte Legalisierung von Cannabis in Frankreich oder Entkriminalisierung bleibt aber bislang noch in unerreichbarer Ferne. Zu immens ist die aktuelle Arbeit der Lobbyisten im Kampf gegen den bösen, grünen Dunst. Und so bleibt es im Urlaub an der Côte d’Azur wohl vorerst weiterhin bei Baguette und Vino, statt Bong und Weed.
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